Aufgepaßt, Momentaufnahme!

Online veröffentlicht am 07. Juni 2024

Autorin: Mara Flor

Was, wenn wir nur ein Augenblick sind? Ein einziger Augenblick in einer unendlich langen Schleife, die sich immer wieder aneinanderreiht. Was, wenn wir aus den kleinsten Dingen, die größten Momente machen könnten? Was ist, wenn ich dir sage, daß dein Leben eine Momentaufnahme ist?

Ein Moment kann alles verändern, nicht wahr? Ich denke, wir alle kennen diesen einen Satz nur zu gut und haben ihn schon irgendwo, irgendwann und von irgendwem einmal gehört. Es ist eine typische Floskel, die wir in unserem Alltag verwenden. Eine, die unser Leben in einem Satz beschreibt, so einfach es auch klingen mag – sie beeinflußt uns.

Die Grundbausteine des Lebens

Schritt für Schritt beschreiten wir unser Leben und nehmen Dinge wahr, die für uns ganz selbstverständlich sind. Eine Emotion; das Gefühl von Vertrautheit; unsere Umgebung und die Menschen, die uns Tag für Tag begleiten. All das sind die Grundbausteine des Lebens, welches uns bekannt ist. Wir begegnen einem Menschen und sehen ihn aus unserer ganz eigenen Perspektive. Es ist unser Blickwinkel, den wir auf diesen Menschen legen. Das bedeutet ganz klar, daß wir die Gedanken, welche sich in unserem Kopf abspielen, zu dem Gegenüber machen, welches wir meinen, wahrzunehmen. Unsere Emotionen, Gefühle und Widersprüche spiegeln sich auf unseren Mitmenschen und wir betiteln es als seine Persönlichkeit.

Wir ärgern uns über eine bestimmte Situation und sehen nur den Frust, den diese Situation uns bereitet hat. Nicht das, was vorher oder danach geschehen ist. Wir lesen nicht zwischen den Zeilen.

Die Behauptung liegt ja immer dabei, daß der Mensch eine objektive Wahrnehmung vertreten sollte. Doch sind wir ganz ehrlich, dann wissen wir wohl ganz genau, daß der Mensch kein objektives Wesen ist. Wir nehmen die Welt subjektiv wahr. Wir beziehen unsere eigenen Erfahrungen mit ein und handeln aus reinstem Gefühl, welches wir damit verbinden. Aufgrund unserer Erfahrungen beurteilen wir eine Situation und wie sie auf uns wirken sollte. Selbst wenn es ein unbewußter Vorgang ist, der Mensch ist ein Mensch, gerade weil er aus seiner Wahrnehmung heraus fühlt.

Wir wissen oft nicht, warum solche „negativen“ Situationen entstanden sind und was sie verursacht hat. Wir sehen in einem Schwarz-Weiß Filter die Welt um uns herum und begegnen dabei unzähligen Momentaufnahmen, die wir aneinanderreihen und für uns damit erständlich machen. Wie soll es denn auch anders für uns funktionieren?

„Das Ganze ist nicht mehr als die Summe aller Teile"

Eine Kamera nimmt ein Foto auf und hält diesen Moment, der in der Ewigkeit vergangen wäre, für immer fest. Ein kleines Bild, welches dir die Erinnerung für den Rest deines Lebens erhalten kann, bleibt somit für immer ein fester Bestandteil, der existiert hat. Doch dabei vergessen wir, daß die Kamera ein menschengemachtes Objektiv ist, welches nicht nur unser Auge widerspiegelt, sondern auch unsere Wahrnehmung und unsere Lebensweise. Sie zeigt auf, was der Mensch in seinem Leben verarbeitet und wie dieses Konstrukt zu einem Leben wird. Also ist unser eigener Blick quasi eine menschliche Kommunikationsebene. Klingt etwas paradox, nicht wahr? Ich meine, die „Technik“, die dahintersteckt und von uns Menschen übernommen wurde, ist bloß eine Ausbaustufe unseres eigenen Könnens. Wir spiegeln uns also selbst, in der Hoffnung darauf, daß die Spiegelung etwas kann, was wir nicht können – dabei sind wir doch selbst die dazugehörige Anleitung.

Die Tatsache ist nämlich, daß wir gar nichts anderes kennen. Es ist zur Gewohnheit geworden, ein Bestandteil unseres Lebens, das wir die Menschen wahrnehmen, indem wir sie zu unserer Wahrnehmung machen. Für uns gilt immer nur das Jetzt. Die Zusammenhänge, die sich vorher oder nachher abgespielt haben, sind in einer brisanten Situation irrelevant, weil wir mit unserem Gefühl handeln. Wir reagieren auf eine Tatsache, weil sie uns berührt hat – positiv, wie negativ. Zwar denken wir in der Zukunft und verlieren unsere Gedanken öfters mal in der Vergangenheit, aber der Augenblick der Dinge geschieht nun mal hier. Und diese Augenblicke sehen wir alle nur aus einer Perspektive. Der alltäglichen Wahrnehmung. Denn keiner von uns hat es anders gelehrt bekommen.

Aber was ist die alltägliche Wahrnehmung?

Von klein auf ist es uns bekannt, daß es ein Morgen gibt. Wir stehen auf, machen uns bereit für den Alltag und begegnen einer Menge an Menschen an einem Tag. Einige lernen wir neu kennen und andere wiederum lassen wir ihren eigenen Weg weiter beschreiten. Wir ärgern und freuen uns. Grübeln, denken nach, verzweifeln und verstricken uns manchmal. Haben gute und schlechte Tage, könnten vor Freude oder Trauer einmal weinen. Nur all diese Dinge haben tatsächlich eines gemeinsam:

Sie sind ein einzelner Augenblick in der unendlichen Weite des uns bekannten Lebens.

Wenn wir nämlich begreifen würden, daß wir in jedem Moment, der in unserem Leben vorkommt, die Wahl haben, dann würde unser Leben nicht nur etwas sein, was nebenher verläuft. Sondern es würde den Sinn erhalten, nachdem wir auf unserem Weg so unersättlich suchen.

Wollen wir also etwas Neues entdecken oder mal über unseren Tellerrand hinausschauen, dann heißt es: Raus in die große weite Welt und Erfahrungen sammeln, die uns über den Horizont hinausblicken lassen. Wie wollen wir sonst das ein oder andere auf unserem Weg erkennen und das Leben in jenem Moment wahrnehmen?

Ich denke, die große Mehrheit von uns hat nie gelernt, was es heißt in bunten Farben zu leben und zu entdecken. Wie sollte es auch anders sein, wenn man es uns nicht aufzeigt? Die Tatsache ist nämlich, daß wir es erst lernen, wenn wir in unserem eigenen Leben an einem unbequemen Punkt ankommen, an dem die meisten gar nicht erst hinwollen. Also vermeiden wir solche Situationen, denn sie fordern uns heraus. Stellt man nämlich die folgende Frage „Was bedeutet das Leben?“, dann kann man wohl auf viele verschiedene Antworten gespannt sein.

Was nämlich keine Selbstverständlichkeit ist, ist die Tatsache, daß wir leben. Es ist schon ein Wunder an sich, daß wir es tun und daß du und ich diese unfaßbare Erfahrung für uns sammeln dürfen. Auch wenn wir es als Selbstverständlichkeit ansehen, ist es wohl einer der bedeutsamsten Dinge, wenn nicht sogar das Bedeutsamste, was uns je widerfahren könnte.

Das Leben ist nämlich ein Augenblick der Dinge. Etwas, was für jeden Menschen was anderes ist. Eine Situation, ein Gefühl, der Ärger und Streß, die Geborgenheit und vieles mehr dergleichen, all das gehört dazu. Es sind die kleinen Momente, die sich aneinanderreihen und dann erst zu einem Ganzen machen.

Soziale geprägte Freiheiten

Heutzutage gibt es viele Videos in den sozialen Medien, worin Reisen und Freiheiten verkörpert werden. Diese sollen uns zeigen, was es bedeutet, seine Freiheit zu genießen. Sein Leben auszukosten …

Nur, was ist eigentlich, wenn es kein „entweder“, oder ein „oder“ gibt? Und die andauernde Praxis von „das oder jenes“ nicht existiert. Dann stehen wir wohl zwischen den Stühlen und das, obwohl wir mehr als nur einen Platz in dieser Welt einnehmen können.

Schwer, nicht wahr? Wir leben in einem Umfeld, das uns in Kategorien einschleust und lehrt. Für uns gibt es entweder das eine oder das andere und meistens nie etwas zur selben Zeit, am selben Ort. Es muß/soll eine Entscheidung getroffen werden, die unsere Handlungen unterstreicht.

Doch finde den Fehler…

Es muß kein „entweder“, oder ein „oder“ geben. Wir verbringen die meiste Zeit unseres Tages damit, über uns selbst oder andere zu grübeln, Gedankennetze zu spinnen und auszudiskutieren. In unseren Gedanken zerkauen wir Situationen und unsere eigene Existenz. Wir werfen einen Blick im Schwarz-Weiß Filter darauf und beurteilen die Situation von einer Seite der Handlung.

Doch, was wir nicht wissen, ist, warum sich unser Gegenüber so verhält, wie wir es wahrnehmen; warum die Situation so ist, wie sie ist … Wir kennen in den meisten Fällen die Vorgeschichte nicht.

Also laßt uns diesen einen Moment bitte mit keinem Schwarz-Weiß Filter betrachten und denkt daran, wie großzügig unsere Wahrnehmung wäre, wenn wir sie nicht darauf beschränken würden.

Du liest in diesem Augenblick. Du atmest in diesem Augenblick. Du denkst in diesem Augenblick. Alles ist ein einziger Moment, der sich durch unser ganzes Leben zieht. Alles, was du tust, was du fühlst, was du denkst und verstehst, all das ist ein Augenblick lang der einzige Moment, der existiert. Bis er zu etwas wird, was einmal gewesen ist.

Also begreife die Folgen deiner Handlungen, die du in die Welt setzt und die zu deinem Leben werden läßt und dem der anderen.

In Liebe,

deine Mara Flor

Erschien in der 12. Ausgabe des WALNUSSblatt-Magazins

Das Magazin mit dem Artikel von Mara Flor („Aufgepaßt, Momentaufnahme!“) können Sie hier als PDF-Datei kostenlos lesen und herunterladen:

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